Der Schlagg grinst dem Jubiläum närrisch entgegen

Die Schlaggawäscher bereiten sich auf die fünfte Jahreszeit und ihren 50. Geburtstag vor.

 

Ein Schnappschuss aus der letzten Prunksitzung der Oberkochener Narrenzunft vor Corona. Archivfoto: ls

 

Normalerweise sind bei Narrenzünften die Schnapszahl-Geburtstage die stichhaltigen. Aber der 50. ist trotzdem etwas ganz Besonderes. So sehen es auch NZO-Präsidentin Nina Stadler, Zunftmeister Holm Roscher, Schatzmeister Markus Wingert und Schriftführerin Bianca Göhringer. „Wir freuen uns, denn wir wollen in der nächsten Kampagne wieder richtig durchstarten“, heißt es beim Gespräch mit dieser Zeitung. Mit allem, was Straßen- und Hallenfasnacht bei den Schlaggawäschern in normalen Kampagne-Jahren immer geboten war.

 

v.l. Schatzmeister Markus Wingert, Schriftführerin Bianca Göhringer, NZO-Präsidentin Nina Stadler, Zunftmeister Holm Roscher

 

Dazu zählen besonders die bombastischen Prunksitzungen und die Prunksitzungen für Menschen mit Behinderung, für die die NZO im Ostalbkreis Geschichte geschrieben hat. All diese Veranstaltungen „haben wir schmerzlich vermisst“, blickt NZO-Präsidentin Nina Stadler zurück. Der Schlagg, das Wäscherle und das Mini-Wäscherle sollen 2023 das Sagen haben.

 

Wie alles begann

Mit einer Anzeige im Gemeindeblatt fing alles an: „Oberkochen gründet einen Faschingsverein. Jedermann ist zur Gründungsversammlung am 30. Mai 1973 eingeladen“, war dort zu lesen. Ein Name war schnell gefunden. Zur Erinnerung an eine für die Entwicklung des oberen Kochertals kulturgeschichtlich bedeutende Epoche wurde der Name Schlaggawäscher auserkoren.

Der Name „Schlagg“ wird abgeleitet von Schlacke, einem Begriff aus der Eisengewinnung. Der Schlagg, das Wäscherle und das Miniwäscherle stehen als Symbolfiguren für Brauchtum.

Die Begeisterung in Oberkochen war überdimensional, bereits ein Jahr nach der Gründung konnte man sich über einen „Hemmadlodder-Umzug“ mit 2000 Teilnehmern freuen. Die Gründung der Maskengruppe erfolgte 1976. 1983 kam der Zunftrat hinzu, 1992 die Maskengruppe Hamballe und als jüngstes Kind konnte 1998 der Bilzhannes in die Narrenfamilie aufgenommen werden.

Der „Schlagg“ der Narrenzunft stellt einen Narren dar, der durch seinen pfiffigen Namen und sein Aussehen das raffinierte, schelmische und verschmitzte Wesen des Narren ausdrückt und mit sein Häs seine heimatliche und berufliche Herkunft darstellt. Maske und das Häs hat das unvergessene Zunftmitglied Dietrich Bantel entworfen.

Schnell entwickelte sich die NZO zum Großverein, 1982 zählte man fast 1000 Mitglieder. Der Verein hatte enorme Strahlkraft. Alt-Landrat Dr. Gustav Wabro wurde erster Ehrenelferrat. Honorige Namen folgten. 1982 wurde auch die Zunftscheune in den „Unteren Wiesen“ gebaut. Unvergessen die Fernsehauftritte des Männerballets.

Die erste Prunksitzung für Menschen mit Behinderung anno 1986 war die Initialzündung für eine Erfolgsgeschichte, die ungebrochen ist. Einer, der als Webmaster sehr viel für die Öffentlichkeitsarbeit geleistet hat, ist Andreas Neuhäuser. Seit Geburt körperbehindert wurde ihm 2016 die Verdienstmedaille der NZO umgehängt und er rückte damit in die Reihe der großen Faschingsmacher auf. Allen voran der langjährige Sitzungspräsident Jürgen Kresse oder Aushängeschilder wie Dieter Gold und Klaus Ziemons. 2001 wurde Bürgermeister Peter Traub zum Ehrenelferrat gekürt.

 

Narrentreffen mit 15.000 Gästen

Unvergessen ist das Ostalb-Narrentreffen in Oberkochen 2006 mit einem Umzug mit 3500 Mitwirkenden und 15.000 Zuschauern. Eine tolle Geschichte mit sehr viel Engagement war auch die erste Prunksitzung 2018 in der ungarischen Partnerstadt Mátészalka.

„Wir wollen uns für den 50. Geburtstag etwas Besonderes einfallen lassen“, heißt es in der Vorstandsrunde. Das Wichtigste aber sei, dass Corona nicht wieder einen Strich durch die Rechnung mache. „Narren sind Optimisten, wir packen das“, blickt Nina Stadler ins Jubiläumsjahr 2023.

Lothar Schell, SchwäPo

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