Hexenzauber im Guggen-Rhythmus

In Oberkochen steppt der Bär beim zweistündigen Jubiläumsumzug – Zum letzten Mal dabei: „Die Zwei“

Närrische Schlachtrufe, die man in Oberkochen schon lange nicht mehr gehört hat. Für die Erweiterung der Sprachkompetenz beim Jubiläumsumzug sorgen die vielen Gruppen aus dem oberschwäbischen Raum.

Seit 40 Jahren gibt es die Narrenzunft Oberkochen „Schlaggawäscher“ nun – Anlass genug, das Jubiläum mit einem Jubiläumsumzug zu feiern, der sich im besten Sinne des Wortes gewaschen hatte. (Fotos: Oliver Giers)

Da sind sie hartnäckig und konsequent. Wenn nach dem ersten Teil des Narrenrufs nicht die richtige Antwort kommt, gibt´s Heu, Konfetti oder sonstig Unliebsames auf den Kopf oder anderswohin gesteckt. Gut, dass die Mannen der Narrenzunft Oberkochen eine wunderschöne Eintrittskarte kreiert haben, versehen mit allen Zunft- und Rufnamen, quasi eine Lernkarte, die statt Stroh in den Nacken süße Kamellen oder Popcorn ernten lässt.

Immer auf Suche nach Opfern waren beim Jubiläumsumzug die Hexen, die dadurch manchmal den Umzug zum Stocken brachten. (Foto: opo)

Die Narrenpolizei der NZO macht den Auftakt, Maskengruppe und Hamballe tanzen sich schon mal warm, während sich die NZO-Elferräte die ersten wärmenden Tropfen gönnen. Ruß gefärbte Gesichter erinnern an die historische Schlackenwäsche. Die Patenvereine aus Lauingen, Biberach, Ravensburg und Ellwangen geben sich die Ehre. „Biberweg – Hennadreck“, „Raspler – ratsch ratsch“ und „Sche-ho“ schallt es durch die Aalener Straße, wo der Umzug immer wieder zum Stocken kommt, wenn die Hexen mal wieder ein Opfer finden und mit ihren Besen zugange sind. „Die Verrückten“ aus Oberkochen sind schon zum 39. Mal dabei und der Sängerbund, sonst eher bewandert in Dur und Moll, präsentiert sich als „Blue Man Group“ und fragt: „Wir sind blau und was seid Ihr?“ Ein bisschen Wehmut kommt auf, als „Die Zwei“ – Valeria Franz und Margarete Lübeck – ganz in Weiß mit roter Nase und Perücke zum letzten Mal im Umzug mitmarschieren.

Die vielen Gruppen aus den Hochburgen des Alemannischen Narrenrings setzen dem Gaudiwurm den Stempel auf: kreativ im Outfit, schaurig-lustig, immer in Bewegung und Kontakt suchend. „Man sieht, die haben die Fastnacht im Blut“, sagt ein Zuschauer, der gerade von einer Hexe in Nachbars Garten entführt wird. Herrlich die Vogter Heufresser, die mit ihren riesigen Kuhgebissen im Takt der Kocher-Fetza klappern. Lustig, wie sich die Elferräte der Narrenzunft Neresheim im olympischen Kamellen-Weitwerfen auf die Balkone links und rechts der Straße üben. Nach zwei Stunden ist die wärmende Dreißentalhalle und das Zelt erreicht. Glühwein gibt es noch genügend und mit einem Teller Kutteln obendrauf ist das jener Mix, der einen echten Faschingsfreak gleich wieder fit macht ....

Lothar Schell, Schwäbische Post

 
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