Der letzte Hafner töpfert zum Finale

Kurt Elmer fertigt die letzten elf Krüge für die Oberkochener Schlaggawäscher

Es ist sowas wie eine Verabschiedung, als der Präsident der Narrenzunft Klaus Ziemons und sein Zunftmeister Holm Roscher zu Besuch sind bei Kurt Elmer im Kapellenweg. „Eine Verabschiedung von wunderschönen Narrenkrügen“, sagt Ziemons.

von links Zunftmeister Holm Roscher, NZO-Präsident Klaus Ziemons und Kurt Elmer, der „letzte Hafner von Oberkochen“ (Foto: ls)

„Wir erleben heute eine Live-Veranstaltung“, lacht Kurt Elmer, der in einigen Wochen achtzig Jahre alt wird. Seit vierzig Jahren hat der „letzte Hafner von Oberkochen“ wunderschöne Schlaggenkrüge für die Narrenzunft gefertigt. „Diese Krüge sind heiß begehrt und werden nur zu ganz speziellen Anlässen und für sehr verdiente Personen verliehen“, sagt Holm Roscher. So rund 250 Krüge dürften es in vier Jahrzehnten gewesen sein, schätzt der NZO-Präsident. Auch befreundete Zünfte waren zu runden Jubiläen Adressaten der Schlaggen-Krüge.

Kurt Elmer ist ein echter „Schlagg“, seit 1973 ist er Mitglied der Narrenzunft und er war in der fünften Jahreszeit „immer nahe dabei“. Das Nahe ist schon deshalb wörtlich zu nehmen, weil der Faschingsumzug in früheren Zeiten im „Brongl“ aufgestellt wurde. So nennen die „Alt-Oberkochener“ diese Gegend. „Wenn sich der Umzug hier aufgestellt hat, hat jeder, der sich gern noch vorher stärken wollte, von mir ein Schnäpsle bekommen“, erinnert sich Kurt Elmer, der die Töpferei bei seinem Vater Hans Elmer gelernt und bis 1964 betrieben hat. „Mir war das Töpfern sozusagen in die Wiege gelegt“, lacht Kurt Elmer. Auch Gattin Heidi hat immer gerne bei kleineren Feinschliff- und Gestaltungsarbeiten mitgeholfen.

In Oberkochen hat es viele Hafner gegeben. Eine gesonderte Abteilung im Heimatmuseum im Schillerhaus, die die Hafners vom Kapellenweg eingerichtet haben, gibt davon Zeugnis. Stolz hält Klaus Ziemons den allerersten Narrenkrug mit Schlagg-Emblem in den Händen, den Kurt Elmer anno 1973 an die Narrenzunft übergeben hat. Elmers Exponate waren (und sind) in Oberkochen begehrt. Zur Zeit von Alt-Bürgermeister Harald Gentsch lieferte er nicht wenig Exponate an die Stadt Oberkochen aus und Krüge und Teller gingen in der Tat in die ganze Welt. „Schuld“ daran war Rudi Jährling, der als Beschäftigter der Firma Carl Zeiss die kreativ gestalteten Krüge und Teller auf seine Dienstreisen in alle Welt als Gastgeschenke mit im Gepäck gehabt hat. Mitte der sechziger Jahre „hat der Kunststoff die berufsmäßig ausgeübte Hafnerei vermiest und ihr ein Ende bereitet“, blickt Elmer zurück. Heute setzt er sich nur noch so zum Spaß auf den Hafnerstuhl, um für die Enkel was Schönes zu zaubern. Besser gesagt zu drehen und zu modellieren. Und eben jetzt die letzten elf Schlaggen-Krüge für die Narrenzunft. „Die Elf ist eine närrische Zahl, das hält uns noch für zwei drei Jahre über Wasser“, lacht Klaus Ziemons. „Dann muss sich die Narrenzunft was Anderes überlegen für die Ehrung besonderer Verdienste“, fügt Holm Roscher hinzu. „Kurt Elmer hat sich um unsere Narrenzunft überaus verdient gemacht und dafür sind wir ihm dankbar“, so die beiden Vertreter der NZO unisono.

Lothar Schell, SchwäPo

 
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