Oberkochens Verseschmied mit Lokalkolorit im Herzen

Ludwig Burghard verfasst seit 48 Jahren zur Beerdigung der närrischen Jahreszeit Verse mit Würze.

Ludwig Burghard (73) hat sein Ohr am Bürger und er weiß eigentlich alles über seinen Heimatort. Zur närrischen Jahreszeit hat Burghard einen besonderen Bezug. Er ist Gründungsmitglied der Narrenzunft Schlaggawäscher und dort seit Beginn an als Verseschmied mit lokalem Herzblut zugange. Immer dann, wenn die Fasnet in der Innenstadt zu Grabe getragen wird. Seit 48 Jahren tut er dies zusammen mit Reinhold Bahmann.

Die aktuellen Verse hat er uns zur Verfügung gestellt. Seine Devise: „Die Dinge auf den Punkt bringen, aber dabei - trotz Fasching - niemand verletzen.“ Hier einige Auszüge:

„Schlagg hoi, ihr lieben Narrenleut, jetzt isch‘s aus, die verhundste Narrenzeit. Der Schlagg regierte einsam und verlassen, weit und breit keine Narrenmassen. Der Hotspot hier, vernehmt die Kunde, sollte sein eine lustige Narrenrunde. Corona wollt dem Schlagg den Garaus machen, dem Narr beschert’s ein müdes Lachen.

Was den Narren heuer im Geldsäckel geblieben, wird im nächsten Jahr doppelt verrieben. Der Virologe wird staunen, verliert sein Schrecken. Er wird nur noch das Narrenvirus entdecken. Unsere Stadt wird rausgeputzt und renoviert aufgehübscht und möbiliert. Der Steuerfluss scheint nicht versiegt. Auf dem Amt man sich wohlig in Finanzen wiegt. Da lässt es sich leicht planen, graben und bauen. Derweil unsere Nachbarn neidisch auf uns schauen. Auch die bekommen von unsrem Kuchen was ab von unseren Einnahmen, und nicht zu knapp.

Ohne Musik, Fahnen und Festtagsreden durften die Bürger den Stadtplatz betreten. Neu und schön, lässt den Hirsch schnell vergessen. Wär doch eh keiner mehr drin gesessen. Fontänen farbenfroh sieht man spritzen Vergeblich sucht man etwas zum Sitzen. Damit die Kinder nicht schlottern und frieren Möchte Kaufmann eine Trockenblaswand montieren. Er ist wach und scheut keine Opfer, unser schlauer Teppichklopfer.

Mit dem Sportzentrum wird’s ernst, es wird was getan. Die dringende Frage, wie streicht man es an? Kurz entschieden, wir machen’s dezent. Der Rat Hausmann buntere Verbrennungsanlagen kennt. Richard Burger, als Vize-Schultes und Saunarat, er eine pfundige Idee jetzt hat. Möchte besorgen auch ein Ständle fürs neue Bad, damit man dort was für Hunger und Durst auch hat. Es fällt ihm ein, so hinterher, ohne Bierdurchgang fällt einem die Sauna schwer. Wegen dem Schultes ist ihm nicht bang, was der kann, kann er als Vize schon lang.

In SWR sah man landesweit den Report mit unserem Schultes an den Reben vor Ort. Jedoch Weinstöcke konnte man nicht entdecken, die sich geniert hinter dem Unkraut verstecken. Nicht nur pflanzen, sondern auch hacken das gibt breite Finger und schmale Backen. Es zeigt sich nach der ersten Traubenlese, ob der Wein ist süß oder räse. Die städtische Gastronomie ist schon gespannt, hat schon säurefeste Gläser zur Hand.......(..)

Die Fasenacht, so der Obrigkeitswille, wird beerdigt in aller erdenklichen Stille. Dem Winter wurde die Macht genommen, Corona verbannt, soll nicht mehr kommen. Aber die Fasnacht, sie kommt wieder neu, darauf jetzt schon drei kräftige Schlagg hoi!“

Lothar Schell, SchwäPo

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