Narrenpräsident geht von Bord

Klaus Ziemons, ein „Schlagg“ mit großen Verdiensten – 34 Jahre Verantwortung im Vorstand

„Nach 34 Jahren Fastnacht ist Schluss, es war eine herrliche Zeit und ich freue mich darauf, die Prunksitzungen ganz gemütlich vom Stuhl in der Halle aus zu genießen“, sagt Klaus Ziemons. Die Kampagne 2015 ist definitiv die letzte.

Der Vorstand weiß schon länger Bescheid, für viele Oberkochener wird diese Meldung aber eine Überraschung sein. Klaus Ziemons war und ist einer, der sich um die fünfte Jahreszeit überaus verdient gemacht und der Narrenzunft der Schlaggawäscher Strahlkraft verliehen hat weit über die Region hinaus. Er reiht sich ein in die großen Namen bei der Narrenzunft wie die all zu früh verstorbenen Jürgen Kresse und Dieter Gold.

„Es ist schon so, diese beiden Aushängeschilder waren Vorbild für mich“, bekennt Ziemons im Gespräch mit dieser Zeitung. Gattin Ute war „schuld“, dass Klaus Ziemons ein Narrenzunft-Besessener geworden ist. Sie wurde schon 1973 kurz nach der Gründung der NZO Mitglied. Man ging zu den Prunksitzungen und zum Weiberfasching. „Da habe ich Blut geleckt, da wollte ich mitmachen“, erinnert sich Ziemons. Als ihn dann anno 1976 Wolfgang Grau – man nannte den in Oberkochen den „Socken-Grau“ – auch noch dazu motivierte, im Männerballett mitzuwirken, waren die Wege geebnet. Sage und schreibe 32 Jahre lang wirkte Ziemons im Männerballett mit. Für die Altvorderen in Oberkochen sind unvergessene Nummern drunter. Wie etwa „Schwanensee“ oder „Mozart“, in der Stuttgarter Liederhalle aufgeführt und im Fernsehen einem großen Publikum publik gemacht. „Für mich die tollste Nummer war, als ich den Gildo Horn gespielt habe mit richtig langen Haaren“, sagt der Noch-Präsident und präsentiert die entsprechenden Texte und Bilder aus den „Schlaggablättle“.

Seit 1982 bis zum heutigen Tag hat Ziemons Verantwortung für den Verein als Mitglied im Präsidium getragen. Als Beisitzer, Zeremonienmeister, als zweiter und erster Zunftmeister und nun im vierten Jahr als NZO-Präsident. „Es war damals in Oberkochen eine richtige Euphorie, als 1973 der neue Verein gegründet wurde“, blickt er zurück. Anfangs der achtziger Jahre hatte man über eintausend Mitglieder, immerhin siebenhundert sind es heute noch und die NZO ist damit der zweitgrößte Verein nach dem TSV.

 

Ziemons: „Ich bereue keine Minute“

Seit Jahren hat die Narrenzunft einen Aufnahmestopp für Kinder. Welcher Verein hat schon ein solches Luxusproblem! Die NZO habe in die Jugendarbeit immer viel Geld investiert, viel geboten und viel zurückbekommen. „Nämlich hervorragende Betreuerinnen und Betreuer und wir sind zu einem Generationen-Verein geworden, weil viele Kinder unserer Aktiven ganz selbstverständlich hier mitgemacht haben“, sagt Ziemons. Die Kinder kamen in Scharen, Narrensamen wie aus einem Guss. So wie beim Männerballett, als man zwischendrin drei Generationen auf der Bühne hatte. „Hier sind Leute, die anpacken, da hat es Spaß gemacht, vorne dran zu stehen“, blickt der „Präse“ zurück.

Und fragt man die Vorstandsmitglieder und Abteilungsleiter, dann wird Ziemons als einer geschildert, der auch bereit ist, Kompromisse einzugehen. Ein primus inter pares, vielleicht sein Geheimrezept. Seiner besseren Hälfte Ute habe er bereits vor zwei Jahren nach der Wiederwahl gesagt, dass nun die Schlussetappe eingeläutet werde. „Ich hatte hier tolle Stunden, eine Unmenge herrlicher Begegnungen“, bilanziert Ziemons. Nicht ohne Stolz unterstreicht er auch, dass „die honorigen Spender für unsere Kampagnen aus der Oberkocher Geschäftswelt“ Beweis und Gegenleistung dafür seien, dass die NZO solide aufgestellt und mit ihren Prunksitzungen und Straßenveranstaltungen richtig gut angekommen sei. Das Feld ist bestellt, mit Andreas Kieninger – bislang Elferrat – ist ein Kandidat für die Nachfolge im Präsidentenamt gefunden. Kieninger wird sich bei der Hauptversammlung im Juni zur Wahl stellen. „Und Sie ziehen sich ganz zurück aus der Fastnacht“, lautet die Frage. „Ganz nicht, aber närrisch-reduziert“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Er werde künftig bei der Straßenfastnacht mitmachen, genauer gesagt bei der Abteilung „d`Schwarze“, wo man ihn mit Gattin Ute an der Seite hinter dem Symbolwagen der Schlaggenwäscher sehen werde. Einmal Schlagg, immer Schlagg, aber dann in zweiter Reihe…..

 
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